Donnerstag, 30. April 2009

Lohas-Forum beim McPlanet Kongress in Berlin

Samstag, 25. April 2009, 17:30-19:30h
Forum „Lohas: Kauf dir eine bessere Welt?“
Konsum ist zentraler Bezugspunkt moderner Kultur, das Lebenselixier des globalisierten Kapitalismus. Aber eine Ausweitung dieses Massenkonsums triebe die Welt in den ökologischen Ruin. Findige Ökos machen sich nun die Mechanismen der Konsumkultur zu Nutze, indem sie den „Lifestyle of Health and Sustainability" propagieren und ihr Geld demonstrativ für Produkte ausgeben, die man guten Gewissens kaufen kann.
Pragmatische Lösung oder ein direkter Weg in die verführerischen Fußangeln des Kapitalismus?
• Hans Hubbertz (Ev. Kirche, Dekanat Recklinghausen)
• Manfred Linz (Wuppertal Institut)
• Sabine Lydia Müller (Symbiose Eins)
• Moderation: Tanja Busse (Autorin „Die Einkaufsrevolution“)
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Das Forum war mit ca. 80-90 Gästen gut besucht. Recht schnell wurde mir klar, dass viele Anwesende denken, die „LOHAS“ seien eine mysteriöse Gruppe, der man sich anschließen kann und so gab es dann auch Ängste und Befürchtungen, die LOHAS könnten der Umwelt- und Sozialbewegungen eher schaden als nützen. Denn, wenn einen suggeriert wird, dass man alleine durch Shoppen schon die Welt verbessern könne, so hätte der Einzelne ja gar keine Motivation mehr politisch aktiv zu werden.

Ich bin da eher realisitscher Optimist. Die Masse ist träge und um sie zu bewegen, braucht es mehr als weise Worte und den erhobenen Zeigefinger. Warum sollte irgendein Mensch, dem es für sich so ganz gut geht, der immer schön einkaufen geht und isst, worauf er/sie Lust hat (also wozu die Werbung ihn/sie inspiriert hat) und fliegt und viel Auto fährt… warum sollte diese Person also Lust haben, all das aufzugeben? Fakt ist: Viele Menschen leben nach dem Lust-Prinzip und sind auch mit keiner Parole dieser Erde dazu zu bewegen, sich schlecht und schuldig zu fühlen.

Meine Idee um diese beiden extremen Seiten einander näher zu bringen ist und bleibt es erstmal, mit dem strategischen Konsum anzufangen. Wer kapiert hat, dass es besser für Mensch und Natur ist, sich ökologisch und mit Fair Trade Waren einzudecken, der hat doch schon so einiges begriffen. Und dieser kleine Samen, kann dann gegebenenfalls – bei günstigen Bedingungen – wachsen.

Bestimmt ändert man Menschen nicht mit der Holzhammermethode. Auch nicht mit der Müsli-Keule. Auch wenn uns allen die Angst im Nacken sitzt, dass morgen die Welt untergeht, wird uns keine Sau helfen, die Welt zu retten, wenn das Welt-Retten nicht irgendwie Spaß bringt. Ganz bewusst benutze ich hier das Wort „Spaß“, da ich übrigens bei dem gesamten Mc Planet Kongress so ziemlich das Gefühl hatte, dass den Leuten vor lauter Arsch-auf-Grundeis-gehen, eine gewisse Leichtigkeit und Freude so ziemlich abhanden gekommen ist.

In Zeiten in denen ich noch tumb vor mich hin konsumiert habe (bis ca. 2003), ging es mir blendend. Dank spärlicher Informationen und dem gänzlichen Fehlen von Konzern-Kritik in den Massenmedien, kombiniert mit einer Abneigung für „schwierige Themen“, hatte ich so gar keine Motivation, meinen Geisteszustand zu verändern. Darum waren die allermeisten Konsumgüter total unvorbelastet für mich. Im Gegenteil, wie ich es auch im Mc Planet Forum schon betont hatte, waren mir einige Marken wie z.B. Nutella regelrecht „ans Herz gewachsen“… Es war eine Heidenarbeit, diese ganzen Marken von meinen Emotionen zu entkoppeln. Denn die Marketing-Experten hatten in den Jahren zuvor natürlich viel Energie und Geld in die entsprechenden Werbe-Strategien gesteckt, wodurch die Marken ganz nah mit meinen Gefühlen und Erinnerungen verbunden waren.

Es ist mit ziemlich viel Aufwand, Anstrengung und Willen zur Änderung verbunden, einen Abstand zu diesen Marken zu gewinnen und sie kritisch und so objektiv wie möglich zu betrachten. Alleine dieser Schritt ist enorm. Meine Meinung ist: Wer es peu-à-peu schafft, sich aus der Umarmung der klassischen Konsumgüter-Markenwelt zu befreien, der ist verarschungs-resistent. Weil er ja dann wirklich alle Tricks durchschaut hat und einen klaren Blick für wahre Messages hat. Z.B. Was ist drin? Wo kommt’s her? Wer hat’s gemacht? etc.

Natürlich wäre es dann im nächsten Schritt extrem wünschenswert, wenn die bis dahin geläuterten Menschen nun auch noch politisch aktiv würden, um das Movement auch personell zu unterstützen. Aber so was geht eben nicht von heute auf morgen, auch wenn die Zeit drängt…

Mein Appell lautet also: Konsum ist Macht! Strategischer Konsum ist ein essentieller Bestandteil der Politisierung von Konsumenten und deshalb absolut wichtig und richtig. Allein, weil manche Hardcore-Ökos die Angst haben, dass die öffentliche Diskussion um die Zielgruppe der LOHAS würde ihren „Kampf“ verwässern, sollte es nach wie vor klar sein, dass als Einstiegsdroge zum politischen Durchblick eine Veränderung des eigenen Konsums (Lebensmittel, Strom, Banking, Mobilität, etc.) für das Gros der Bevölkerung bahnbrechend wirkt und langfristig in der Lage ist den Menschen die Augen für Missstände jeglicher Art zu öffnen.

5 Kommentare:

  1. sehr schön beschrieben - wir sehen uns morgen ... LG
    Christoph

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  2. klasse formuliert, hätt ich niemals so treffend hinbekommen - dickes lob :)

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  3. Lieber anonymer Befürworter meiner Thesen... danke für Dein Lob. Schön, gerade in Zeiten in denen LOHAS-Bashing ziemlich trendy zu sein scheint... Falls Du Dich doch noch outen magst. Ich freue mich über eine Mail an mueller(at)symbiose-eins.de

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  4. http://www.unipark.de/uc/K_FH_FRESENIUS_80/7ec7/

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